Was ist Liebe?
März 1999
Wie schnell kommt so manchem dieses Wort über die Lippen. Ich liebe Dich. Drei Worte, die manchmal unüberlegt gesprochen werden, im richtigen Moment oftmals aber sehr schwer fallen. Es steckt so viel in diesen wenigen Buchstaben; so viel, dass ein ganzes Buch nicht ausreichen würde. Selbst der gesamte Speicherplatz der Welt könnte das nicht fassen, was Liebe ist.
Jeder kennt diese kleinen Bildchen, die erklären wollen, was Liebe ist. Alle diese Weisheiten sind mehr oder weniger Bestandteil der Liebe, aber keine trifft es genau. Manche Leute würden sagen, es sei arm, etwas mit Worten nicht beschreiben zu können. Ich bin der Meinung, dass alles was man mit Worten beschreiben kann viel weniger Wert ist als das, was unbeschreiblich ist. Liebe ist unbeschreiblich schön. Niemand kann sagen, wie schön es ist, da es dafür keine Worte gibt.
Es hat folglich nur einen Sinn, Bestandteile der Liebe zu beschreiben, gerecht wird man der Liebe dadurch allerdings nicht.
Liebe hat immer etwas mit Vertrauen und Zuneigung zu tun. Wie kann ich jemanden lieben, dem ich nicht vertraue, oder den ich nicht mag. Unter den Bezeichnungen für eine zwischenmenschliche Beziehung steht Liebe an der Spitze. Liebe bedeutet für die meisten Menschen dieser Erde die Welt. Ohne Liebe wäre das Leben nicht liebenswert, nicht lebenswert.
Liebe ist auch verschieden, von Mensch zu Mensch und aber auch von Zeit zu Zeit und von Situation zu Situation. Ich liebe meinen Nächsten. Diese goldene Regel stellte schon Jesus Christus auf. Ich liebe meine Eltern. Auch das ist im Alten Testament begründet, ist aber auch natürlich. Wer mir das Schönste auf dieser Erde geschenkt hat, mein Leben, der soll auch geliebt werden. Ich liebe Gott. Gott als der Schöpfer der Erde, des Lebens und folglich auch der Liebe ist in allererster Linie liebenswert. Ihm verdanken wir alles. Ich liebe Dich. Wer immer auch dieses "Du" ist, er/sie mussjemand ganz Besonderes sein, damit er meine Liebe "verdient". In diesen drei Worten – ich liebe Dich – wirkt das Wort Liebe noch viel intensiver und persönlicher als in anderen Kombinationen.
Liebe ist an sich immer eine Steigerung in sich selbst. Liebe ist nicht absolut. Es gibt keinen Maßstab für Liebe. Ich kann nicht sagen, ich liebe Dich mehr als jemand anderen. Ich kann nur sagen, ich liebe Dich anders als jemand anderen. Ich liebe Dich als meine Freundin. Meine Eltern liebe ich als meine Eltern. Und meine Freunde liebe ich als meine Freunde. Konfuzius sagte einmal: "Liebe ist das Gewürz des Lebens – sie kann es versüßen, aber auch versalzen." Er hatte Recht. Er erkannte, dass Liebe nicht eindeutig ist. Liebe beinhaltet auch immer mindestens zwei. Selbst wenn ich sage, ich liebe mich selbst, dann ist es eine oder mehrere Eigenschaften, die ich meine. Die "zwei" sind also ich und meine Eigenschaft(en).
Einseitige Liebe, Liebe, die nicht erwidert wird, verletzt. Sie "versalzt" das Leben. Irgendwann wird der Liebende erkennen, dass seine Liebe vergebens ist. Aber kann Liebe überhaupt vergebens sein? Gibt es nicht immer einen Sinn in der Liebe? Wenn Liebe an sich der Sinn des Lebens ist, dann kann Liebe doch nicht sinnlos sein?! Vielleicht hilft hierbei der Spruch "Der Weg ist das Ziel!". Die Liebe ist sowohl Weg als auch Ziel. Folglich verbirgt sich auch ein Sinn dahinter.
Die große Frage, die sich mir stellt, ist: "Habe ich überhaupt das Recht dazu, die Liebe zu hinterfragen? Sollte ich die Liebe nicht einfach als Geschenk Gottes hinnehmen und genießen?" Dies impliziert natürlich, dass ich Gott als den Herrn von Himmel und Erde erkenne und annehme. Wenn ich hingegen versuche, die Welt empirisch zu erklären, fällt es mir besonders schwer, die Liebe zu beschreiben, denn ein rein chemisches Zusammenspiel kann nicht alles sein. Vielmehr ist das chemische Zusammenspiel ein Ergebnis der Liebe. Denn Liebe beginnt lange bevor ein Mensch etwas davon mitbekommt. Schon das ungeborene Kind im Leib der Mutter liebt diese. Und lange bevor der neugeborene Säugling denken und sprechen kann, liebt er seine Umgebung. Er nimmt alles gierig in sich auf und freundet sich damit an. Wenn er sich wohl fühlt, ist es Zeichen dafür, dass er seine Umgebung leibt. Er ist eins mit ihr geworden.
Viele Menschen verlernen dieses Gefühl mit der Zeit. Dabei ist es so schön, sich geborgen, mit der Umgebung verschmolzen zu fühlen. Ich bin froh dieses Gefühl noch zu kennen. Ich werde es pflegen und behüten, da ich es liebe. Und ich wünsche all denen, die es verlernt haben, dass sie es wieder finden, dass sie Menschen treffen, die ihnen dieses Gefühl von Neuem zeigen. Liebe ist etwas, dass man nicht erklären kann, man kann es nur zeigen, vorleben und dann selbst erleben.
Liebe ist etwas, daß jeder kennt, aber nicht jeder weiß damit umzugehen. Es gibt Menschen, die haben Angst vor der Liebe. Diesen Menschen gilt es zu helfen, und ihnen vorzuleben, daß die Liebe das höchste Gut dieser Welt ist, und daß es an sich keinen Grund gibt, sich davor zu fürchten. Man muß der Liebe nur einen Platz im eigenen Herzen schaffen. Diesen Platz hat jeder Mensch, er weiß es nur nicht immer, oder er möchte es nicht wissen. Auch diese Menschen sind arm und ihnen muß geholfen werden. Hierbei muß beachtet werden, daß Liebe nicht befohlen werden kann. Die Liebe kommt und geht wie sie will. Der Mensch kann sie nur begünstigen, aber schaffen kann er sie nicht. Um es zusammenzufassen:
Die Liebe lebt.
Und wer hat es bis heute geschafft, das Leben zu beschreiben??
Also ich nicht!!!